Seminar »Lenins Lehren sind lebendig« Block 6

Lenin und die Frage der Frau: Eine revolutionäre Perspektive

TKP-ML (Kommunistische Partei der Türkei – Marxist Leninist), 

Wladimir Lenins Herangehen an die "Frage der Frau" ist ein Grundstein in der marxistisch-leninistischen Theorie und spiegelt ein tiefes Verständnis der materiellen Bedingungen wider, die der Unterdrückung der Frauen zugrunde liegen, und die Notwendigkeit revolutionärer Veränderungen für ihre Befreiung. Für Lenin war die Emanzipation der Frauen nicht sekundär oder bloß ein Anhängsel zum Klassenkampf, sondern ein integraler Bestandteil der weitreichenden revolutionären Bewegung zur Überwindung des Kapitalismus und dem Aufbau des Sozialismus. Seine Ansichten zur Emanzipation der Frauen bleiben aufgrund kapitalistischer Ausbeutung und patriarchaler Unterdrückung weltweit weiter relevant.

Die materielle Grundlage der Unterdrückung der Frauen

Lenins Analyse der Unterdrückung der Frauen ist stark verankert im historischen Materialismus, welcher davon ausgeht, dass die sozialen Beziehungen grundsätzlich von der gesellschaftlichen Produktionsweise bestimmt werden. Er bezug sich auf Engels’: “Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats”, und hielt fest, dass die Unterdrückung der Frauen mit der Entstehung des Privateigentums und der patriarchalen Familienordnung begann. Diese Transformation unterwarf die Frau, machte sie wirtschaftlich abhängig und beschränkte sie auf die Arbeit im Haushalt.

Die Familienordnung unter dem Kapitalismus hält die Unterdrückung der Frauen aufrecht, da dies als ein wichtiges Standbein des Systems dient und die Reproduktion der Arbeitskraft durch unbezahlte Hausarbeit gewährleistet. Das verbindet die Unterdrückung der Frauen aufs Tiefste mit der allgemeinen Ausbeutung der Arbeiterklasse. Lenin betonte, dass die Arbeiterklasse ihre vollständige Emanzipation nicht erreichen wird, ohne die spezifische von Frauen erlebte Unterdrückung anzugehen, die dem kapitalistischen System zugrunde liegt.

Die Rolle der Frauen im revolutionären Kampf

Lenins Haltung zur Befreiung von Frauen ist kompromisslos revolutionär. Er stand ausdrücklich dafür ein, dass die Emanzipation der Frauen nicht innerhalb des kapitalistischen Systems erreicht werden konnte; sie erforderte dessen vollständigen Sturz. Frauen waren im proletarischen Kampf essentiell, und ihre aktive Teilnahme war entscheidend für den Erfolg der Revolution. Die Befreiung der Frauen soll mit der gleichen Dringlichkeit verfolgt werden wie der Sturz der Bourgeoisie.

Lenins Einsatz für die Emanzipation von Frauen spiegelte sich in der Politik des frühen Sowjetstaats wider, einschließlich im neuen Wahlrecht für Frauen, dem Scheidungsrecht, legalisierter Abtreibung und der gesellschaftlich getragenen Kinderbetreuung. Dies waren revolutionäre Veränderung, um die patriarchale Familienordnung, die von der bürgerlichen und feudalen Herrschaft verwurzelt wurden, zu zerschmettern.

Zerlegen der patriarchalen Familienordnung

Wiegesagt war ein wesentlicher Aspekt von Lenins Herangehen das Zerlegen der patriarchalischen Familienordnung, eine wichtige Teil des Überbaus zur Reproduktion kapitalistischer sozialer Verhältnisse und reaktionärer Werte. Der Familienkodex von 1918, mit führender Rolle Lenins, war eine direkte Herausforderung des Konzepts der kapitalistischen Familie, mit der Förderung nichtkirchlicher Ehen, besser zugänglicher Scheidungen und rechtlicher Gleichheit für Frauen. Dieses Abwenden von kapitalistischen Normen hatte zum Ziel Frauen von der Belastung im Haushalt zu befreien und ihre Autonomie zu bestärken.

Die Sozialisierung der häuslichen Arbeit war zentraler Punkt von Lenins Strategie, darauf abzielend, Arbeit und Ressourcen gesellschaftlich neu zu verteilen, um Frauen aus den Zwängen der kapitalistischen Familienordnung zu befreien. Dies ist heute nach wie vor eine Schlüsselfrage, da häusliche Arbeit immernoch unverhältnismäßig oft auf die Frauen abfällt, was ihre wirtschaftliche Abhängigkeit zu Männern fortsetzt und ihre Beteiligung am öffentlichen Leben begrenzt.

Lenins revolutionäre Kritik

Lenin kritisierte Bewegungen, die die Geschlechtergleichheit im Kapitalismus erreichen wollen, ohne auf die grundlegenden Klassenwidersprüche einzugehen. Er argumentierte, dass solche Bewegungen in sich begrenzt seien, da sie nicht auf die Ursachen der Unterdrückung von Frauen abzielen. Nur der Sturz des Kapitalismus kann eine völlige Befreiung von wirtschaftlicher und sozialer Unterdrückung erreichen. Lenin’s klassenbasierte Analyse bleibt weiter eine kraftvolle Kritik zeitgenössischer Bewegungen, die systematische Ungleichheiten, die auf die ganze Arbeiterklasse wirken, ignorieren.

Historische Bedeutung autonomer Frauenorganisationen

Lenin erkannte die Bedeutung autonomer Frauenorganisationen unter der Führung der Kommunistischen Partei, denn er begriff, dass die besonderen Formen der Unterdrückung, denen Frauen ausgesetzt sind, konzentrierte Anstrengungen innerhalb der weitreichenden sozialistischen Revolution erforderten. Diese Organisationen gaben Frauen die Bühne, um frei ihre Forderungen zu äußern, für die sozialistische Bewegung zu mobilisieren und patriarchale Strukturen innerhalb der Arbeiterklasse abzubauen.

Während wir den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gegenüber-stehen, ist die Schaffung autonomer Frauenorganisationen, die auf die revolutionären Ziele ausgerichtet sind, eine strategische Notwendigkeit und eine ideologisch unumgängliche Pflicht. Sie sorgen dafür, dass die Befreiung der Frauen von zentraler Bedeutung für die revolutionäre Tagesordnung bleibt und stellen Frauen an die Spitze des Kampfes gegen den Kapitalismus und das Patriarchat. Aufbauend auf diesem Erbe und den Kampf gegen das Patriarchat stärkend, geleitet von den maoistischen Prinzipien, hat unser erster Parteikongress 2019 die Kommunistische Frauenunion (KKB) als autonome Organisation unter unserer Führung gegründet.

Fazit: Die Relevanz von Lenins Theorien heute

Lenins Analyse der Unterdrückung der Frauen bleibt bis heute von Bedeutung, da die kapitalistische Ausbeutung und die patriarchale Unterdrückung weltweit bestehen, oft vom Neoliberalismus verschärft. Seine Kritik an reformistischem Feminismus warnt davor, Gleichheit im Kapitalismus suchen zu wollen, anstatt ihn grundlegend herauszufordern. Lenin sagte: "dass wahre Frauenbefreiung nur möglich ist durch den Kommunismus."

(Lenin in Clara Zetkin – “Erinnerungen an Lenin – Die Bedeutung der kommunistischen Frauenbewegung”, Zitatverweis nicht im Original)

Die wahre Befreiung erfordert die totale Transformation der Gesellschaft – eine Aufgabe, die nur durch revolutionären Kampf zu verwirklichen ist.