Seminar »Lenins Lehren sind lebendig« Block 6

Lenin – Vorkämpfer für die Befreiung der Frau

Karola Kücken, Berlin, Aktivistin in der Frauenarbeit der MLPD und Europakoordinatorin der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen, 

1926, zwei Jahre nach Lenins Tod, beklagte Clara Zetkin, unsere hochverehrte Kämpferin und Wegbereiterin der internationalen kommunistischen Frauenbewegung, in ihren Erinnerungen: „Ist Lenin wirklich tot? … Nein und abermals nein. … Lenins Geist, Herz und Wille leben unsterblich fort in dem reichen Erbe, das er uns hinterlassen hat. In seinen Schriften und Reden …“

Der Sieg der Oktoberrevolution mit der Beseitigung des Unterdrückersystems kennzeichnete erstmalig den Beginn des Weges zur Befreiung der Frau im Sozialismus. Lenin kennzeichnete als den ersten Schritt zur Befreiung der Frau und als den wichtigsten die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln.

Bereits 1918 auf dem 1. Gesamtrussischen Arbeiterinnenkongress formulierte er eine der grundsätzlichen Erfordernisse dazu. Im Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft begründete Lenin die Möglichkeit, ein neues gesellschaftliches Selbstverständnis der gleichberechtigten Rolle der Frau im politischen und gesellschaftlichen Leben zu schaffen.

Warum? Weil damit die Produktion und Reproduktion des unmittelbaren Lebens einen neuen Zweck bekam: Die Produktion von Waren sollte der Befriedigung der allseitigen Bedürfnisse des Volkes und nicht mehr der Profitmaximierung für einige wenige dienen. Die Sorge um Nachwuchs, Pflege, Erziehung des Menschen selbst sollten nicht mehr den privaten Familien, d.h. den Frauen in unbezahlter Arbeit aufgebürdet werden. Sie sollten in gesellschaftlicher Verantwortung liegen. Vor allem die Befreiung von der „Haussklaverei“, wie es Lenin nannte, sollte der Masse der Frauen dabei ein wirklich selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Leben und eine aktive Teilnahme an den neuen gesellschaftlichen Aufgaben ermöglichen.

Der doppelte Produktionsbegriff ist also anzuwenden, um die doppelte Ausbeutung und Unterdrückung der Masse der Frauen als systemimmanent zu erkennen. Hierin liegt das große Potential des Kampfes der Frauen für ihre Befreiung. Damit bildet die besondere Unterdrückung der Frau aufgrund ihres Geschlechtes die wesentliche Grundlage, sich aus allen Klassen und Schichten gegen ihre Unterdrückung und Ausbeutung zusammenzuschließen. Als revolutionäre Frauen sehen wir das Ziel im Kampf um den echten Sozialismus.

Leninund Clara Zetkin stellten weiterhin die Massenbasis in der Frauenbewegung heraus. Sie weiteten den Kreis der Frauen aus auf alle Schichten, weil, „… alle die Beute des Kapitalismus“ wären. Sie skizzierten schon damals, worum wir bis heute in der Frauenbewegung kämpfen. Auf dem 10. Frauenpolitischen Ratschlag in Ludwigsburg proklamierten wir unser Ziel, um die Masse der Frauen zu gewinnen. „Von Religion bis Revolution“ ist bis heute unser Leitgedanke für die Mobilisierung, für die Organisierung und für den Zusammenschluss der Masse der Frauen weltweit.

Eine neue Qualität dieser Erkenntnis zeigt sich in der Abschlussresolution der 3. Weltfrauenkonferenz von Tunis 2022.

Mit dem großen Potential aus unterschiedlichster politisch-ideologischer Richtung und der Erfahrung weltweiter Kämpfe der Frauen aus aller Welt wurde erstmalig auf der Weltfrauenkonferenz das imperialistische System als Ursache der besonderen Ausbeutung und Unterdrückung der Masse der Frauen benannt. Ohne die Überwindung des Imperialismus gibt es keine Befreiung der Frau. Das ist erstmals so deutlich und einstimmig in der Weltfrauenbewegung der Basisfrauen vereinheitlicht worden und ein großer Erfolg und Fortschritt. Diese Erkenntnis mündet aber noch nicht in der gemeinsamen Erkenntnis, dass nur eine revolutionäre Lösung die Grundlage für die Befreiung der Frau in einer befreiten Gesellschaft ist. Auch das Erfordernis einer breiten Massenbasis der Frauenbewegungen in den einzelnen Ländern ist als Prinzip noch nicht zementiert.

In Anbetracht der gewachsenen Kraft in der internationalen Frauenbewegung muss der Kampf um die Befreiung der Frau überparteilich geführt werden. Der Kampf gegen spalterische Haltungen der antikommunistischen, kleinbürgerlich- feministischen, postmodernistischen, reformistisch und opportunistisch geprägten Frauenbewegungen müssen sich zusammenfinden. Sie müssen sich zusammenfinden in gemeinsamen Zielen und Kämpfen zur Überwindung der Unterdrückersysteme. Die Erfahrungen aller Frauenkämpfe müssen als Potentiale genutzt werden für den gemeinsamen Kampf. Die unverzichtbare Ausrichtung in systemverändernde Kämpfe der Frauen wird weltweit unterschätzt. Deshalb müssen sie ein Auftrag kämpferischer Perspektive solcher Organisationen wie die ICOR, die United Front und auch die Weltfrauenkonferenzen der Basisfrauen sein.

Der Anspruch „Von Religion bis Revolution“ verpflichtet uns, als revolutionäre Frauen alles zu tun, um Spaltungen zu überwinden und unseren Kampf auf das Gemeinsame zu fokussieren.

In ihrer Abschlusserklärung auf der 3. Weltfrauenkonferenz in Tunis wurde eine bewegte Zukunft mit immer häufigeren revolutionären Situationen prognostiziert, in denen die kämpferische Frauenbewegung ihre gesellschaftsverändernde Rolle einnehmen wird, wenn sie sich heute schon darauf ausrichtet und vorbereitet.

Das kann als Auftrag zur Gewinnung der Masse der Frauen „von Religion bis Revolution“ für die gesellschaftsverändernden Ziele in der internationalen Frauenbewegung betrachtet werden.

Auf dem bereits erwähnten 10. Frauenpolitischem Ratschlag in Ludwigsburg wurden von Monika Gärtner Engel Thesen aufgestellt als ein Plädoyer dafür, Revolutionärin zu sein oder zu werden.

These 5 lautet:„Revolutionärinnen messen ihre Mitkämpfer an ihrer tatsächlichen Stellung zur Frauenfrage - in Theorie und Praxis, in Wort und Tat.“

In diesem Sinne ist Lenin bis heute unser unverzichtbarer Mitkämpfer an der revolutionären Frauenfront.