Lenins Schrift »über Streiks« und seine weit reichende theoretische und praktische Bedeutung für die heutige Zeit
Die Zusammenarbeit von Hafenarbeiter aus verschiedenen europäischen Ländern mit den Niederlande, Deutschland, Italien und Griechenland unterstützt die Auseinandersetzungen und Streiks von Hafenarbeiter und Seeleuten international. Insbesondere in den letzten Jahren haben sich die Streiks der Transportarbeiter, der Eisenbahner, der Hafenarbeiter als bedeutender Teil des internationalen Industrieproletariats deutlich belebt. Im Jahrhundert Vergleich vom Jahr 1870-1996 fanden 35 % aller erfassten Arbeitskämpfe durch Transportarbeiter, Beschäftigten in der Bereichen Schifffahrt und Hafen, Eisenbahnen und Luftfahrt statt.
Lenins Schrift »über Streiks« aus dem Jahr 1899 ist auch nach 125 Jahren eine wichtige Orientierung. Mit Herausbildung großer Konzerne und Kartelle, Monopolisierung trat auch die Arbeiterklasse mit unzähligen Streiks auf den Plan. Lenins Schrift befasst sich mit der Bedeutung von Streiks, den Methoden zur Führung von Streiks und welche Aufgaben die Sozialisten dabei haben.
Wir wollen dies in sieben Punkten zusammenfassen und zur Diskussion stellen:
1.Streiks bedeuten nach der Analyse Leninsden Anfang des Kampfs der Arbeiterklasse gegen die kapitalistische Gesellschaftsordnung.(Seite 309). Arbeiter, die gemeinsam ihre Forderungen aufstellen und es ablehnen sich dem zu fügen der »einen dicken Geldsack hat« „hören auf Sklaven zu sein, sie werden Menschen...“ Das ist auch der Grund warum wir für die Einbeziehung und aktive Teilnahme aller Kolleginnen und Kollegen an Streiks für höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten, gegen Arbeitshetze und frühzeitigen Verschleiß der menschlichen Ware Arbeitskraft eintreten.
2.Lenin schreibt: »Jeder Streik erinnert die Kapitalisten daran, dass die wahren Herren nicht sie sind, sondern die Arbeiter, ihre Rechte immer lauter und lauter anmelden.« Das ist auch der Grund, warum Hafenkapitalisten und Reeder alles unternehmen, um Streiks zu verhindern, den Arbeitern das Recht auf Streik zu verweigern und ausgebrochene Streiks abzuwürgen. Es ist nicht ganz unberechtigt, wenn die kapitalistischen Regierungen und Herren in den Konzernetagen die Befürchtung äußern:hinter jedem Streik lauert die Hydra (das Ungeheuer) der Revolution ...
3.Jeder Streik lehrt die Arbeiter zu verstehen, worinihre Kraft besteht: in ihrer Anzahl, Einigkeit und Organisiertheit! 2022streikten 12.000 Nord deutsche Hafenarbeiter – im gewerkschaftlichen Rahmen mit zahlreichen selbstständigen Elementen – für höhere Löhne. Und trugen dabei ein Transparent: »Wir 12.000 Docker schaffen euch Pfeffersäcke locker«. (Pfeffersäcke ist ein norddeutscher Ausdruck für Kapitalisten). Es ist dabei Aufgabe aller klassenbewussten Arbeiter, Sozialisten und kommunistischer Freiheitskämpfer eine Erziehungsarbeit zu leisten: der Gegner der Arbeiter ist nicht nur der einzelne Kapitalist, sondern eine ganze Klasse der Kapitalisten. Die Arbeiter müssen verstehen, dass über ihre Belegschaft hinaus die ganze Klasse der Arbeiter ihre Kraft entfalten kann und muss.
4.Mit jedem Streik beginnen die Arbeiter zu begreifen, dass dieGesetzeder kapitalistischen Gesellschaft nur im Interesse der Reichen erlassen werden. Dass die jeweiligenRegierungen, Organe des Staates, Vertreter von bürgerlichen Parteien auf Seiten derKonzerneund ihreProfitinteressenstehen. Originalton eines Hafenarbeiter während einer Streikversammlung beim selbständigen Streik über vier Schichten im Hamburger Hafen im November 2023: „Ja. Sicher muss man darüber nachdenken, ob das mit den Lumpen da oben überhaupt noch geht. Klar müssen wir uns Alternativen überlegen. Das wird immer wichtiger.“
In heutiger Zeit gehört dazu auch die Rolle der bürgerlichen Medien, in denen oft mit einer Mischung aus Desinformationen, Halbwahrheiten und Lügen Arbeiterkämpfe dargestellt werden. Insbesondere wenn sie selbstständigen Charakter tragen!
5.In den zurückliegenden Jahren wurden vor allem in den USA, in Italien, Griechenland, Frankreich ersteStreiks um politische Forderungen wie den Kampf gegen imperialistische Kriege, gegen reaktionäre Regierungen, gegen Waffenlieferungen an Israel und den barbarischen Krieg gegen das palästinensische Volk, organisiert. In zahlreichen europäischen Ländern entwickelten sich Streikbewegungen und Massenauseinandersetzungen um das Recht auf Streik. Lenin betont ausdrücklich Notwendigkeit das »die Arbeiterklasse sich notwendigerweise das Streikrecht, das Recht auf die Herausgabe von Arbeiterzeitungen,, das Recht auf Teilnahme an einer Volksvertretung … erkämpfen muss. Dies ist eine wichtige Auseinandersetzung in der Arbeiterbewegung gegen reformistischen wie auch revisionistische Einflüsse, die Arbeiterstreiks wirklichkeitsfremd auf wirtschaftliche und tagespolitische Forderungen einschränken will.
6.Lenin entwickelten sehr bedeutenden Gedanken, dassStreiks eine Schule des Krieges sind, aber noch nicht der Krieg selbst.Es ist eine wichtige Erfahrung aus zahllosen Streik Bewegungen, dass Streiks umso erfolgreicher geführt werden können, wenn sie mit der Denkweise geführt werden, dass es sich hierbei um eineSchule des Klassenkampfshandelt. Dass es um eine Schule geht bedeutet, dass die Arbeiterklasse in den Streiks lernt das und wie der Kampf um ihre Befreiung und für die sozialistische Revolution entwickelt werden kann. Mit großer Weitsicht warnt Lenin schon in seiner Schrift davor »die Arbeiterklasse könne durch Streiks allein eine ernstliche Verbesserung ihrer Lage oder sogar ihr Befreiung erreichen«. Auch dies ist eine brandaktuelle Auseinandersetzung wenn insbesondere linksreformistische Führer in den Gewerkschaften, aber auch Vertreter aus dem trotzkistischen Lager den Streik als höchstes Kampfmittel propagieren. So notwendig jeder einzelne Streik, so notwendig branchenweit geführte Streiks, länderübergreifend koordinierte Streikbewegungen, der Generalstreik als Waffe in Händen der Arbeiterschaft sind: es gilt sie als Vorboten für die tatsächlich revolutionäre gesellschaftliche Veränderung zu führen und begreifen.
7.Unsere Zusammenarbeit im internationalen Hafenarbeiter Erfahrungsaustausch in hat sich vor 15 Jahren ganz bewusst auf kämpferische, antifaschistischer, überparteilicher Ebene und damit unter Einschluss von Revolutionären, Marxisten – Leninisten und Kommunisten gegründet. Unsere ganze Erfahrung ist, dass jeder Streik im Hafen aber auch in anderen Bereichen – immer einBlick in die Freiheit für die Arbeiterbedeutet. Ein Blick in eine Gesellschaft, wo kapitalistische Ausbeutung und Unterdrückung ein Ende finden!
In Lenins Schrift endet mit der Aufforderung: »Die Arbeiter können und müssen von einzelnen Streiks zum Kampf der ganzen Arbeiterklasse für die Befreiung aller Werktätigen übergehen, und sie tun das auch wirklich in allen Ländern.« Lenins Schrift ist ein flammender und überzeugender Aufruf dazu, dass wir keine Mühen scheuen um Streiks vorzubereiten, auszulösen und zu führen, diese von einzelnen Kämpfen zu Massenkämpfen höher zu entwickeln, mit dem politischen Kampf zu verbinden und immer und überall die Notwendigkeit einer sozialistischen Befreiung zu verankern. Aber auch dafür die Arbeiter in einer revolutionären Partei zu organisieren und gemeinsam den Kampf für die sozialistische Revolution sich zu eigen zu machen. Dies ist unter heutigen Bedingungen insbesondere ein massenhaft geführter Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung, um den proletarischen Weg der Arbeiteroffensive und für eine Perspektive der sozialistischen Revolution zu gehen. Heute gilt es - nicht nur für die Hafenarbeiter - den Kampf um die sozialen Belange mit dem politische Kampf und Streiks gegen die Weltkriegsvorbereitung, eingesetzte Umweltkatastrophe und bedrohliche faschistische Gefahr zu verbinden.
Ganz im Sinne des letzten Satzes bei Lenins Schrift:
»Proletarier aller Länder, vereinigt euch!«